Olivia Lindisch - Fraugemacht
Handwerk aus Frauenhand
Es sind oft Kleinigkeiten im Haushalt, die handwerkliches Geschick verlangen. Aber direkt einen Handwerker ...? Der fragt womöglich, ob man das nicht allein kann? Olivia Lindisch fragt nicht. Die Unternehmerin kommt mit Werkzeug, Sachverstand und vor allem als Dienstleisterin.
„Fraugemacht“ heißt das Unternehmen für Montage-, Reparatur- und Tapezierarbeiten aus Mülheim an der Ruhr. Ein Heimwerker- und Raumausstatter-Service für Kunden und Kundinnen, denen es angenehmer ist, dass eine Handwerkerin im Haus ist. Das sind Frauen, Senioren oder Alleinerziehende. „Das können auch männliche Kunden sein", sagt Olivia Lindisch. „Nicht jeder ist handwerklich begabt, und bei mir muss das niemandem unangenehm sein."
Vertrauen und Wohlfühlen, eine persönliche Ansprache und Freundlichkeit, das ist neben der handwerklichen Leistung das, was Olivia Lindisch für das Besondere ihres Angebots hält. „Ich achte sehr darauf, dass die Kunden ankommen", sagt sie über das erste Gespräch am Telefon. „Es ist mir wichtig, dass sie sich verstanden fühlen."
Das Angebot spricht sich herum, die Unternehmerin bewirbt es aber auch gezielt über Messen und Kooperationen. So war sie bereits zwei Mal auf der regionalen Seniorenmesse vertreten, sie gehört zum Netzwerk „Nah und fair. Bürgerorientierte haushaltsnahe Dienstleistungen", über Kooperationen mit sozialen Vereinen und Pflegediensten, wird sie immer häufiger für Arbeiten in Seniorenhaushalten beauftragt.
„Fraugemacht entwickelt sich zur Marke in Mülheim und Umgebung", sagt Olivia Lindisch stolz. Dabei hätte sie sich noch vor Jahren niemals vorstellen können, mal Unternehmerin zu sein. Als Industriemechanikerin war sie nach der Ausbildung zunächst bei der Deutschen Bahn angestellt und arbeitete dann sieben Jahre als Vorstandsassistentin eines IT-Dienstleisters im Rheinland. Als dieser während ihrer Elternzeit für das zweite Kind 2007 in die Insolvenz ging, begann Olivia Lindisch nach Alternativen zu suchen. 50 bis 60 Stunden in der Woche arbeiten, das wollte sie nicht mehr. Der Idee der Existenzgründung näherte sie sich Schritt für Schritt.
„Was kann ich gut?" Damit begann die Konzeptentwicklung, die sie in der ersten Gründerinnenwerkstatt der Wirtschaftsförderung Mülheim konkretisierte. „Das war eine richtige Ideenschmiede", sagt sie im Rückblick über den Austausch mit den weiteren 19 Frauen des Kurses. Zunächst hatte sie über ein High-Level-Angebot aus einer Hand nachgedacht, wollte Handwerk und Büroarbeit verbinden. Als das Profil und damit die Zielgruppe schärfer wurde, zeigte sich auch der Nischenwert des jetzigen Angebots. „Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass das eine solche Marktlücke ist."
Fraugemacht hat Wachstumspotenzial. Inzwischen sehen das auch die Banken, die der Gründerin noch vor einem Jahr den Start nicht finanzieren wollten. Also startete sie mit ihrem privaten PKW, investierte aus Eigenmitteln zunächst in gutes Werkzeug und setzt mit einer Teilzeitmitarbeiterin auf Kooperationen, um Kunden „aus einer Hand" bedienen zu können. Neben der angestellten Malermeisterin gehören eine Elektromeisterin und eine Schreinermeisterin zum Netzwerk, nach einer Kollegin aus dem Heizungs- und Sanitärbereich sucht Olivia Lindisch noch und empfiehlt bis dahin männliche Kollegen, denen sie vertraut. „Es gibt wenig Handwerkerinnen, die ihren Beruf selbstständig ausüben können."
Wenn Olivia Lindisch über ihre Wachstumsstrategien spricht, formuliert sie klare Ziele. „Ich möchte organisch wachsen, aber nicht im Rahmen der Leistungen." Denn den Mitbewerbern wie Haushaltsservices will sie sich nicht nähern. In Mülheim und Umgebung sieht sie für ihren Betrieb noch Potenzial. Dann könnte „Fraugemacht" eine Franchise-Marke werden. „In Städten mit einer ähnlichen Bevölkerungsstruktur wie in Mülheim funktioniert das."